Textauszüge



Theater & Prosa, Auswahl



Stoffwechsel

Prolog

Eine Stimme: Halbdunkel. Ganz dunkel eigentlich, aber die Augen haben sich schon gewöhnt, wissen schon, was sie sehen sollen. Sehen also: ein Gesicht. Grau ist es, nicht alt, nicht jung, konturlos ausufernd in die Dunkelheit. Könnte jedes Gesicht sein. Ist aber: mein Gesicht. Erschrecken beim Klang des Wortes mein. Augen, die schon in hundert andren Höhlen saßen, blicken durchdringend in meine, die schon in hundert andren Höhlen saßen. Gewohnt zu sehen, sind sie nicht gewohnt, gesehen zu werden, blinzeln scheu. Schöne Augen, sagt man, jaja. Aber keiner weiß, was sie gesehen haben. Dahinter hat noch nie jemand geblickt. 

Der Spiegel bricht und zerschneidet die weiche Haut, die an der Mutter schon lang runzlig ist. Halte die fremde Hand wie eine Muschel schützend ans Ohr und lausche: Was da rauscht, ist nicht das Meer, was denkst denn du, ist das eigene Blut, dünn wie Wasser, das dann in Bächen aus den Gehörgängen stürzt, die nicht mir gehören. Ausgehöhlt in Jahrhunderten, die Schallwellen: da rein, da raus, Spuren hinterlassend, die kein Mensch mehr lesen kann, schon gar nicht ich. Als wir noch in unseren Höhlen wohnten, da, ja da war alles besser, dann, mit dem aufrechten Gang – 

ist ja gar nicht mehr möglich hier aufrecht zu stehen jetzt, so vollgemüllt, so schwer, so drückend, müsste man mal aufräumen, gehört doch jetzt alles mir hier, also weg mit dem Krempel! Dumpfes Gelächter wie aus tausend Mündern schallt durch die Gehirnwindungen, die keinen Schutz bieten wollen: Das hast du dir wohl so gedacht. Nehme die Beine in die Hand, in beide Hände, die fremden, und renne, aber es gibt kein Fortkommen, die Vorfahren kommen mir an jeder Biege zuvor, werfen mir Brocken von Erinnerung in den Weg, nicht meine, aber ich muss sie kauen, schlucken, verdauen, doch sie kommen immer wieder hoch – 

und bevor die Sinne schwinden, wirft der Spiegel das rissige Bild nochmal zurück – danke! will ich rufen und es fangen, das ist es! ein Bild. Das ist ja nur ein Bild. Blitzt auf und ist gebannt und schon vorbei. Ja, ich erkenne mich wieder. Ich bin –



Rauschen. Eine Heimsuche. (Minidrama)

Ingeborg (m/w/d)
Böhme (m/w/d)


Ingeborg: Sieh, wie grün die Häuser sind!

Böhme: Da ist kein Haus.

Ingeborg: Du weißt nicht, was ein Haus ist. Komm rein! Und sag mir ein Gedicht, du lustiger Böhme.

Ingeborg geht ins Haus. Der Böhme folgt, ohne ins Haus zu gehen. Für ihn gibt es kein Haus.

Böhme: Wenn ich den See seh – 

Ingeborg: Da ist kein See. 

Böhme: Nurmehr das Meer. Hörst du das sonore Mähresrauschen im Hintergrund?

Ingeborg: Ich höre das Rauschen am Meeresgrund. Dem will ich auf den Grund gehen. 

Böhme: Gutes Stichwort. Ich will mir auf den Grund gehen. 

Die beiden gehen zugrunde

Böhme: Im Grunde bin ich, glaube ich, nie hier gewesen. Ich war immer überall, verstreut, zerstreut. Wie Asche im Wind. Danke, dass du mich zurückgekehrt hast. 

Ingeborg: Keine Ursache. Ich habe nie an dich geglaubt. Im Grunde meines Herzens habe ich immer gewusst, wo ich dich finde. Wie findest du mich?

Böhme: Ich finde dich wie alle anderen. Du bist was Besonderes.

Ingeborg: Findest du? Ich bin nicht von hier.

Böhme: Das habe ich gleich gemerkt, dass du von woanders bist. 

Ingeborg: Dass ich dich hier treffe!

Böhme: Ich bin schon immer hier gewesen. Du hast mich vielleicht nicht erkannt, ich sah sehr anders aus damals. Ich habe mich vermeert. 

Ingeborg: Du hast dich ja überhaupt nicht verändert! Ich sehe dich jetzt mit ganz anderen Augen. Ich freue mich so, dich wiederzusehen. Jetzt frage ich mich auch plötzlich, ob du nicht die ganze Zeit da warst, als Rauschen in meinem Hinterkopf. 

Böhme: Ich bin durch deinen Kopf gerauscht. Danach war ich nicht mehr derselbe.

Ingeborg: Hier steht ja kein Stein mehr auf dem anderen. Es müsste doch jetzt möglich sein, das Meer zu sehen. Bleib doch noch in meinem Kopf, du lieber Böhme. Es gibt immer Lücken, die gefüllt werden wollen. Ich bin so froh, dass hier die Welt noch in Ordnung ist. 

Böhme: Ich bin nicht hier, ich bin nicht dort, ich bin an einem anderen Ort. 

Ingeborg: Es wäre doch sehr schön, wenn du hierbleiben würdest.

Böhme: Ich finde dich auch sehr schön. Doch, wirklich. Wenn du ein Ort wärst, ich würde an dir bleiben.

Ingeborg: Du weißt nicht, was ein Ort ist. 

Böhme: Ich habe nie etwas anderes gewusst. Das begreife ich jetzt, wo ich dich hier sehe. 

Ingeborg: Dein Ort in Gottes Ohr.

Der Böhme verteilt sich, bis er am Wasser liegt.

Böhme: Ich fühle mich so zerstreut. An Rückkehr ist nicht mehr zu denken. 

Ingeborg: Das macht nichts. Halt mich zusammen, dann grenz ich noch an dich. Wenn Worte Orte wären, ich schuf eine Welt für dich. 

Böhme: Verstreu mich im Wind. Trag mich übers Meer. Dann rausche ich für dich.

Ingeborg tut, wie ihr geheißen

Ingeborg: Ich bin dir auf den Grund gegangen. Hier bleibe ich.



Causa Concordia

[...]

Das Mittelmeer: Heute Nacht tose ich, ich tobe. Der Wind peitscht mich auf. Sie sehen mich wild und ungezähmt. Hin und her wogend. Gegen die Felsen klatschend. Morgen früh werde ich wieder friedlich daliegen. Sie werden das romantisch finden. Aber heute Nacht hole ich mir ein Schiff. 

Chor der Wasserleichen: Ewige Nacht

                                                Und über allem wacht

                                                Die Küstenwacht

                                                Und drückt die Äuglein zu.

Das Mittelmeer: Man mag mich mittel nennen, doch Achtung: Naturgewalt ist Naturgewalt. Oh, ich bin nicht böse, verstehen Sie mich nicht falsch. Grund dazu hätte ich, aber nein, ich grolle nicht. Ich rolle meine Wassermassen einfach hin und her, hin und her. Hin. Und her. Und ab und zu, da hole ich mir eben ein Schiff. 

Chor der Wasserleichen: Aus den Augen, aus dem Sinn

                                                Wir wesen vor uns hin

                                                Sehnen uns nach Geborgenheit

                                                Und schlafen bei den Fischen

Das Mittelmeer: Schhh ruhig, ganz ruhig. Ich wiege Sie in Sicherheit. Hin und her, hin und her. Hin. Und her. Was kann schon passieren, auf dem Mittelmeer? Was kann Ihnen schon passieren? Ihr Schiff an Sicherheit kaum zu überbieten, der todsichere Hafen schon am Horizont. Übrigens sind es immer die anderen, die sterben.

Chor der Wasserleichen: Wir übernehmen das für Sie

                                                Machen Sie sich keine Sorgen

                                                Sie werden gar nichts merken

                                                Wir bleiben ungeborgen
[...]


- Die Möwen kreisen

- Wie die Geier

- Die Möwen kreischen

- Wie scheußlich

- Die Möwen lachen

- Die lachen sich den Arsch ab

- Über uns?

- Besser Arsch ab als arm dran

- Besser Arm ab als am Arsch

- Hahaha

- Uns geht der Arsch noch nicht auf Grundeis

- Uns steht das Wasser noch nicht bis zum Hals

- Lasst uns noch ein bisschen die Aussicht genießen

- Die sieht ja noch ganz rosig aus

- Auf die sich spiegelnde Sonne am weiten Horizont

- Auf eine goldene Zukunft

- Auf das Abendessen

- Gleich geht die Sonne unter

- Unsinn, das sind doch wir. Die Sonne bewegt sich nicht vom Fleck. Die Erde wendet sich von ihr ab. Kehrt ihr die Rückseite zu. Ein Schatten legt sich über Europa. Es wird Nacht.

[...]

Passagier*in 2: Oh my god! The boat is sinking!

Passagier*in 3: Calma calma calma! Tranquili!

Passagier*in 4: Guarda! La terra! Siamo arrivati! Non c’è nessun problema!

Passagier*in 3: Non è successo niente

Passagier*in 4: Amore, non è niente

Passagier*in 2: Hey, what’s wrong? Why are you crying? Nothing happened!

Passagier*in 1: ¿Hablas Español? Porqué esto? Por qué llevas un chaleco salvavidas si                                        todo está bien?

Passagier*in 3: Si si, todo bien. It’s just in case, you know.

Passagier*in 4: Per favore, tornate alle cabine.
                             È tutto sotto controllo. Vabbene?

Passagier*in 1: Tango-India Tango-India Tango-India - Lifeboat number 3

Passagier*in 2: Lifeboat – oh shit

Passagier*in 3: Abbandonare la nave! Abbandonare la nave!

Passagier*in 2: What does all this mean?

Passagier*in 4: No correre! Per favore, ragazzi…

[…]

Passagier*in 1: Der Moment des Fallens, unendlich, freier Fall, vogelfrei. Die Vögel landen sanft auf dem Meeresspiegel, stürzen aus höchster Höhe herab und schaukeln dann friedlich, als wäre es das Selbstverständlichste. Werden wir auch schaukeln?

Passagier*in 2: Das hatten wir uns aber anders vorgestellt. Also mir gefällt das nicht. Von Bord gefallen. Man wird so klein neben dem massigen Rumpf. Geschrumpft im Angesicht von Höhe und Weite. Tust du mir einen Gefallen?

Passagier*in 1: Fühlt sich so Freiheit an? Fallen und fallen, nur wir und die Schwerkraft, V = gt. Nicht schwindelfrei, uiuiui. Wind zerrt an den Wangen, verzerrt uns zu Fratzen, spielt unsere Schreie staccato und trägt sie raus aufs Meer.

Passagier*in 2: Gib mir deine Hand, halt mich fest. Im freien Fall sind wir alle gleich. Gemeinsam gehen wir zu Grunde. Gentlemen* – es war mir eine Ehre mit Ihnen zu fliegen. 

Schreie, die immer tiefer werden. Staccato.

[…]



Alles in Butter bei die Fische

Die Umgebung: Hitze, die die Wahrnehmung zähflüssig macht. Pommes mit Ketchup in der Luft und konstante neunzig Dezibel. Sonnencreme in der Nase, klebrig auf der Haut und irgendwie auch immer in den Augen. Seit der Arzt gesagt hat: Hautkrebsrisiko. Ich: ein Alligator in der Sonne. Trägheit vortäuschend, alles im Blick. Jeden Moment bereit, mich wendig aus der Starre zu lösen und zum Sprint anzusetzen. Bereit, Leben zu retten. Oder Regeln: wehe, hier springt jemand vom Beckenrand. Meine Welt: tausendsechshundert Quadratmeter, hermetisch abgeriegelt. Hallo Gitti, na, auch wieder da? Nee, die Wassergymnastik, die ist morgen wieder, acht Uhr dreißig. Ja, genau. Vierundzwanzig Grad Wassertemperatur. Jo, dir auch! Meine Mädels, zwinker, wie ich immer sag. Baywatch ist ja auch schon dreißig Jahre her. Grenzenloses Vertrauen: wo gibt’s das heute noch. Der Mensch ist dem Menschen ein Seewolf. Schwer zu bekommen, aber wenn man ihn besiegt hat: köstlich. Hahaha. Was ich nicht leiden kann: Schalentiere. Außen hart und innen ganz weich. Wirbellos. Kein Rückgrat, machen aber einen auf Macker. Provozieren: immer gerne. Dann aber den Schwanz einziehen. Muss ich mir nicht bieten lassen. Fliegen sie halt. Können ja froh sein: bei lebendigem Leib in kochendes Wasser wäre beileibe schlimmer. Hier: maximal Thermalbad, meistens aber: raus. Hilft auch die Zehnerkarte nicht, da kenn ich kein Pardon. Nee, Doris, da frag doch mal den Jürgen, der cremt dir bestimmt gern den Rücken ein. Bin im Dienst. Na, hab mir natürlich auch einen Panzer zugelegt mit der Zeit. Perlt alles ab. Kann ja nicht alles an mich ranlassen. Wäre: unprofessionell. Heißt aber nicht, dass ich kein Herz hab. Hab ich. Mindestens. Denk manchmal sogar: drei. Zum Beispiel: wenn die Nancy sich ihr Handtuch über die Schultern wirft. Will ihr mal zeigen, wo die Pumpen stehen. Das Herzstück des Betriebs. Auch das gehört zu meiner Kompetenz: die Pumpen warten. Leider immer häufiger: verschmutzt. Völlig verdreckt. Der Fasernfänger nicht ausgelegt für so viel Dreck. Muss man ja eigentlich mit Chlor ran. Aber: darf man ja jetzt nicht mehr. Weil: zu unnatürlich. Muss man sich mal geben: Rechtwinklige Normbecken aus Beton. Drumrum: gemachte Brüste. Zum Einschlafen: Relaxing Nature Sounds - Water Sound 24 Hours, Gentle River & Stream. Aber Chlor: zu unnatürlich. Man sieht, wohin das führt: Verstopfte Pumpen. Und unschön ist das, keine Frage. Aber mich fragt ja keiner. Plantschen völlig ungehemmt. Und wenn was passiert: darf ich sie aus dem Trüben fischen. Na danke. Moment mal. Hehehehehe Freundchen, hier wird nicht gesprungen, weg da vom Beckenrand – wofür gibt’s den Sprungturm. Meine Güte. Hast Glück, dass ich nen guten Tag hab. [...]



Jagdfieber. Ein Skandal.


[...]  Wer Herrn Gehbein kannte und ihn nun so sähe, würde seinen Augen nicht trauen. Aber da war niemand, ihn zu schauen. Nur die Tiere. Sie sahen alles. Sie blickten aus ihren großen stumpfen Augen und waren die Ruhe selbst, kein Leid, kein Schmerz, kein Vorwurf lag darin. In seliger Ruh‘ empfingen sie Herrn Gehbein, nahmen ihn unter sich auf, wie ihresgleichen, in ihren kleinen kalten Herzen. War er nicht selbst ein Tier? Das Schießen, ein Akt der Liebe, von Angesicht zu Angesicht. Von Tier zu Tier. Das Gewehr, die Verbindung, meine Kugel in deiner Wunde, so echt, so rein, so wahr. Gewehr, was für ein seltsames Wort, Ge-wehr, geh-wer, geh… nein, er wehrte sich nicht, ein nacktes kaltes Reh beugte sich über ihn, er ließ es gewähren, Haut an Haut. Fleisch an Fleisch. Er, der Eingeweihte, der Eingeweidete, weidete sich an seiner Herde, er wollte jetzt auch nackt sein, weg mit der Decke, weg mit allem, wir sind gleich, Haut an Haut, nicht mehr, nicht weniger, geweihte Nacht unter den geschlossenen Lidern und umgeben von Gliedern und Geweih, von Gliedmaßen, die zärtlich nach den seinen tasten. Stille Nacht, nur ein Rauschen von weit, weit, fürchtet euch nicht, hört er sich flüstern, wir sind doch eins, und kichert und kriecht, mit der Kälte verschmelzend, in die Körper hinein, in seinen Körper hinein, legt sich in die Windungen, schaut aus tausend gebrochenen Augen und fühlt, fühlt, fühlt –

Da kommt der Wald zur Tür herein, fließt einfach durch sie durch, der Wald und der See und die Lichtung, hereingeflossen mit gleißendem Licht und sie legen sich um Herrn Gehbein, legen ihn in sich hinein, ihn und seinen Körper, den vielgestaltigen, im weichen Moos liegt der jetzt und da steht sein Name, in leuchtenden Lettern über ihm und gibt ihm die Hand. Geben. Herr Geben. Das ist jetzt sein Name, er will ihn nehmen, er will den Namen nehmen und ihn sich geben, er umarmt ihn. Hingeben will er sich, verschwenden, verschwinden in der Landschaft, er will der Wald sein, der See und die Lichtung, der Fluss will er sein und er wird fließen und tosen und da werden alle gucken und wundern werden sie sich, denn niemand wird damit rechnen, sie haben ja nichts gewusst, aber er wird kommen und wird sich erheben und alles mit sich reißen, er wird der Strom gewesen sein, gewaltig, und er wird sich hineingeworfen haben, in den Strom, der er selbst gewesen sein wird und er wird gesprudelt, gespritzt und gebrodelt haben und angestiegen sein bis da nichts mehr gewesen sein wird, kein Keller mehr, kein Haus mehr, keine Nachbarn mehr, kein Wald mehr, keine Notunterkunft mehr, kein See und keine Lichtung mehr, nur noch dieser gelbe gelbe gelbe Strahl. 

Wäre Herr Gehbein, wie jeden Morgen, mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden, hätte sich Kaffee gekocht und angezogen, die Post aus dem Briefkasten geholt, eine halbe Stunde in der Tageszeitung gelesen, ein wenig auf die Politik geschimpft – niemand hätte etwas bemerkt. Dass etwas bemerkt wurde, war überhaupt eher einer Laune der Natur geschuldet. Eine Weile schien alles seinen gewohnten Lauf zu nehmen, oder, wo der Lauf nicht gewohnt war, so doch zumindest seinen unaufhaltsamen Gang. Dass der Hochsitz am See Moos ansetzte und dass ein schüchternes kleines Reh sich nach langem Verstecken wieder auf wackligen Beinen in seine Nähe wagte, das wurde nicht bemerkt. Was aber bemerkt wurde war, dass ein stinkender Gestank sich zum Himmel erhob, wobei nicht geahnt wurde, dass dieser stinkende Gestank Herr Gehbein war, Herr Gehbein und ein ganzer Haufen Tierkadaver, ineinander verschlungen, einander durchdrungen, gemeinsam verrottend. Das wurde erst später bemerkt, als die Feuerwehr kam und die Polizei und die Journalisten und als dann alles in den Zeitungen stand und die Politiker die Köpfe schüttelten, da erst wurde etwas bemerkt. Hätten aber sich nicht alle mit der Bemerkung zufriedengegeben, hätten nicht alle ihre geschüttelten Köpfe anderen Dingen zugewandt, hätte nicht alles seinen gewohnten Lauf oder unaufhaltsamen Gang genommen, dann hätte vielleicht jemand die Spalte gesehen, hätte den Eiter gesehen, hätte gesehen, dass da noch etwas brodelt, dass da etwas brodelt, anschwillt und sich eines Tages bahnbrechen wird.